16.3.2010: Bei gutem Wind, wenn auch fast von vorne, schaffen wir es, ohne Aufkreuzen bis in die Nähe der Einfahrt zur Rodney Bay in St. Lucia. Wir ankern gegen 15 Uhr, versorgen die Segel und danach fahre ich mit unserem kleinen Beiboot zum Einklarieren. In St. Lucia und einigen andern Inseln gibt es jetzt die Möglichkeit die Formulare einen Tag vor der Ankunft über Internet (www.eseaclear.com) auszufüllen, dann müssen sie beim Zoll nur mehr ausgedruckt, geprüft und abgestempelt werden. Ich war schon sehr gespannt darauf. Doch als ich beim Zoll ankomme, ist der Raum zum Bersten gefüllt und ich erhalte die Auskunft, dass das Eseaclear zur Zeit leider nicht funktioniert. Also darf ich die Formulare nochmals per Hand ausfüllen. Auf etliche Fragen wie wie viele Zigaretten oder Tiere oder Feuerwaffen uä. habe ich 0 als Antwort geschrieben. Da hat mich der Zöllner zur Sau gemacht und erklärt, ich müsse jetzt diese 0 mit „none“ ausbessern. 0 gilt nicht!
Dies hatte nichts spezielles mit mir zu tun, denn kurz danach hat er eine junge Kollegin auf die gleiche Weise zur Sau gemacht, weil sie bei dieser Hitze kühles Wasser getrunken hat. Da kann man sich schon fragen, wer gerade am meisten an Überhitzung leidet!

Frisch einklariert, gehe ich gleich zu Island Water World, wo wir unser neues Dinghi kaufen wollen. Mit den Einklarierungsdokumenten lasse ich gleich mal für unser Boot die Kundendaten anlegen, damit wir steuerfrei einkaufen können.
Laut Auskunft gibt es nur mehr ein gelbes Caribe und dazu noch etwas größer als das, was wir wollten. Ich lasse es für den nächsten Tag reservieren, denn jetzt ist es bereits zu spät. Bei der Abholung stellt sich heraus, dass es doch noch ein graues Caribe gäbe und wir entscheiden uns für dieses. Etwas später paddeln wir stolz durchs Hafenbecken, denn wir müssen zurück zum Dinghi-Anlegesteg um unser altes Gefährt mitzunehmen und den Motor aufs neue zu montieren. Bei dieser Größe und einem Festboden dazu haben wir uns mit dem Paddeln nicht sehr leicht getan. Dies dürfte meilenweit aufgefallen sein, denn kurz danach fährt ein netter Herr an uns vorbei, dreht sich um und fragt uns auf englisch, ob wir mit unserer Situation glücklich sind, denn so würden wir nicht aussehen!
Er schleppt uns dann bis zum Anlegesteg ab, verabschiedet sich höflich und fährt langsam davon. Ich hatte das Gefühl ihn zu kennen, kam aber nicht dahinter wer er ist, bis jemandem ihm „Hallo Chris!“ nachrief. Dann fiel mir ein wer er ist, nämlich Chris Doyle derjenige, der die bekanntesten Revierführer für die Karibik schreibt!

Auf dem Rückweg zum Boot stellt sich heraus, dass das Dinghi vorne beim Beschlag nicht dicht ist. Ich beschließe, dies selber zu reparieren, weil es schneller geht und das Ergebnis sicherlich mehr zu meiner Zufriedenheit ausfallen wird.
In den nächsten Tagen ist das Wetter so schlecht, dass wir uns an Bord verkriechen, denn es ist nicht möglich länger unterwegs zu sein, ohne eine gewaltige Dusche abzubekommen. Es regnet teilweise so stark, dass wir den Strand vor uns nicht mehr sehen.
Freitag ist das Wetter endlich besser und wir beschließen das Land zu erkunden. Leider stellt sich während der Fahrt mit dem Dinghi heraus, dass dieses undicht ist. Das Wasser kommt zwischen dem Wulst und dem Festboden heraus. Es bleibt uns nichts anderes über, wir müssen zu Island Water World. Dort kommt das Dinghi aus dem Wasser, es ist aber kein Leck zu entdecken. Ian, der Besitzer, kommt dazu und findet das Problem. Im hinteren Bereich gibt es ein Loch um das Wasser herauszulassen. Dies war schlecht abgedichtet und somit ist Wasser ins hohle Heck eingedrungen und durch ein zweites Leck ins innere des Beiboots gelangt.
Ab jetzt wird der Tag sehr lang, da Ian im Stress ist, weg muss und ein Mitarbeiter das eine Leck einfach mit Silicon abdichten will. Das Fiberglas im Heck hatte sich mit Wasser voll gesaugt und ist immer noch völlig nass. Wir lehnen diese Reparatur ab, denn wenn das Fiberglas einmal mit Wasser voll ist, kann es innen verfaulen und Osmoseblasen entstehen. Wir müssen daher auf die Rückkehr von Ian warten. Er bietet uns eine aufwändige Reparatur, Geld zurück oder ein anderes Dinghi an. Wir wählen das andere gelbe Caribe als Ersatz und fahren geschafft zum Boot zurück. Die Prozedur hat ca. 6 Stunden gedauert und ein guter Teil davon in der prallen Sonne. Ich wollte noch schnell mit den Papieren vom alten Dinghi zurück, um die Registrierung ändern zu lassen, war aber so erledigt, dass ich mich anders entschied und rasch im Bett einschlief. Kurz darauf weckt mich Monika schreiend, das Dinghi sei weg. Es dauert ein wenig bis ich in meinem Schreck an Deck bin. Da sehe ich auch schon ein Paar in einem Dinghi mit unserem im Schlepptau ankommen. Es sind Kanadier, die gesehen haben, wie unseres weggetrieben ist.
Da wir gleich wieder weg wollten, hatten wir den Knoten relativ schlampig gemacht und komplett drauf vergessen. Dies hätte uns sehr teuer kommen können.

Am Samstag schaffen wir es dann doch noch nach Castries zu fahren. Das hätten wir uns aber auch sparen können. Denn die Stadt ist wie alle Städte in der Karibik, die wir bisher gesehen haben, hässlich und laut. Immerhin finden wir aber ein Computergeschäft in dem sie ein günstiges Lesegerät für MicroSD-Karten haben, denn die Verbindung zwischen unserem Hand-GPS und unserem Notebook funktioniert nicht mehr, weshalb wir unsere im GPS aufgezeichnete Strecke nicht mehr herunterladen und auf unsere Homepage stellen können.
Störender ist aber, dass wir im Notfall unser Notebook nur noch zum anzeigen der Karten und nicht mehr zur vollständige Navigation verwenden können.

Am nächsten Tag machen wir mit unserem Beiboot einen Ausflug zur anderen Seite der Bucht, wo es einen kleinen Nationalpark gibt. Wir spazieren wir zur Ruine des alten Forts hinauf, von dem man eine gute Sicht auf die Rodney Bay hat und bei gutem Wetter sogar bis Martinique schauen kann. Wieder unten besichtigen wir die Überreste des ehemaligen Militärlagers.
Zwei Tage später kommen wir nochmal zum schnorcheln her.

Es wird Zeit weiter zu segeln. Wir überlegen zu den Pitons zu fahren, aber da müssten wir früh los, um noch eine Mooring zu bekommen. Wir entscheiden uns daher die Marigot Bay zu besichtigen. Diese Bucht ist durch den Dreh von Dr. Dolittle berühmt geworden. Bei der Einfahrt fallen einem sofort die Strände mit Palmen auf. Es sieht ganz nett aus.
Später gehen wir auch an Land, sind aber enttäuscht, da es außer ein paar Lokalen und Geschäften weder in der Marina noch am Dr. Dolittle Strand etwas gibt.
Die Sicht vom Boot aus gefällt mir gut und wir bleiben daher zwei Tagen. Danach machen wir uns wieder auf den Weg nach Norden, zuerst nach Martinique.