29.3.2010: Zurück in Le Marin auf Martinique besuchen wir alle unsere Freunde, um mit unserem neuen Beiboot anzugeben. Am nächsten Tag wollen wir ein Auto mieten, aber die meisten Autoleihfirmen haben nicht einmal geöffnet. Erst bei der letzten haben wir Glück und können ein Auto für den nächsten Tag reservieren. Wir fahren zunächst die Ostküste entlang Richtung Norden. Martinique ist sehr grün, sieht aber ansonsten beinahe aus wie in Südfrankreich. Nur die Vegetation ist natürlich unterschiedlich: Zuckerrohrfelder, Bananenplantagen und Regenwald. Zu Mittag fahren wir auf die Halbinsel Caravelle, welche der Vulkan als erstes erschaffen haben soll. Es gibt darauf ein Naturschutzgebiet und eine alte Schlossruine. Wir beschließen wieder einmal in der größten Mittagshitze spazieren zu gehen und wandern eine halbe Stunde in der Gluthitze bis zum Leuchtturm. In den ehemaligen Unterkünften der Leuchtturmwärter sind Bänke und Informationstafeln aufgestellt. Darauf sind Erklärungen zu Hurricans, Leuchttürmen und die Halbinsel selbst zu lesen. Wir essen Brot mit Käse und füttern dabei einige hungrige Rotkelchen.
Nach dem Essen zweigen wir bei Ste. Marie ins Landesinnere ab und fahren zum Mt. Pelée, dem Vulkan, der bei seinem Ausbruch 1902 fast alle Bewohner von St. Pierre fast 30.000 Menschen getötet hat. Nur eine Gefangener im örtlichen Gefängnis hat den Ausbruch überlebt. Der Berg hatte die Gefahr bereits angekündigt, der Gouverneur hatte sich jedoch geweigert, die Stadt räumen zu lassen. Er selbst und seine Familie waren natürlich zufälligerweise nicht anwesend.
Die Straße endet etwa 2,5 km vor dem Gipfel, aber leider hüllt sich der Vulkan schamhaft in eine Wolke, daher keine Fotos vom Gipfel. Etwas enttäuscht geht es über die Straße im Landesinneren durch die Berge und den Regenwald weiter. Hier kann man am Straßenrand viele Pflanzen wie zB. die Heliconia bewundern, die wir im botanischen Garten in Barbados gesehen haben. In der Hauptstadt Fort de France eine uninteressante Großstadt, mündet die Straße in die Küstenstraße und wir kehren nach Le Marin zurück.
Am nächsten Vormittag muss Eric noch zur Tankstelle fahren, doch auf der Hauptstraße ist ein totaler Stau. Er versucht durch den Ort auszuweichen, aber auch dort gibt es Stau, da auf der Hauptstraße eine Baustelle ist und eine Spur komplett gesperrt wurde. Und da kann er wieder den Unterschied zu Europa sehen, bei der Einmündung der Ortsstraße in die Hauptstraße funktioniert das Reißverschlussprinzip völlig problemlos und es gibt auch keine sinnlosen Hupkonzerte.
3.4.2010:Wir wollen die Westküste nach Norden bis St. Pierre segeln, dort Ausklarieren und anschließend in einem Schlag zu unserem nördlichsten Ziel St. Martin fahren. Von dort wollten wir uns dann über Barbuda und Antigua nach Guadaloupe hanteln, wo uns Yves, ein guter Freund besuchen kommt.
Am ersten Tag segeln wir 6 Stunden von Le Marin in die Grand Anse d´Arlet. Hier gibt es wunderschönes klares Wasser und man kann auch beim Cap schnorcheln. Nach Le Marin, dessen Wasser durch die teils ungeklärten Abwässer aus dem Ort und die vielen Wassersportler nicht so sauber ist, muss das Unterwasserschiff dringend von Algen und Muscheln gereinigt werden. Das ist ziemlich anstrengend, daher machen wir am Montag ein Mittagsschläfchen. Als wir in der Nähe eine Ankerkette rauschen hören, steht Eric rasch auf und schaut noch ganz schlaftrunken beim Niedergang hinaus. Das andere Boot ist weit genug weg, der junge Mann an der Ankerkette winkt ganz enthusiastisch herüber. Eric ist über so viel Freundlichkeit zwar überrascht, winkt aber zurück und geht wieder schlafen. Als wir dann ausgeruht und mit wachen Augen wieder ins Cockpit kommen, verstehen wir, warum Eric so toll begrüßt wurde. Es sind Henning und Christian von der Big Bully, die wir in Gomera kennengelernt haben. Wir freuen uns sehr und verbringen den Abend gemeinsam mit den Austauschen der Erlebnisse seit Gomera. Henning war eine zeit lang in Deutschland gewesen und Christian ist mit Freunden in der Karibik auf- und abgesegelt. Vor einigen Tagen hat er Henning in St. Lucia abgeholt, danach waren sie auch in Le Marin. Wir haben uns jeweils nur um wenige Tage verfehlt. Sie wollen am nächsten Tag nach St. Pierre, dort haben sie ein Auto reserviert und danach über Dominica nach Antigua zur Antigua Classic Week, dorthin kommt dann auch eine Freundin aus Deutschland zu Besuch. Eric und ich beratschlagen kurz und fragen die beiden, ob sie etwas dagegen hätten, wenn wir auch wie sie nach Dominica und Antigua fahren würden. Aber die beiden freuen sich und wir haben mal wieder eine Planung über den Haufen geworfen.
Wir bleiben noch einen Tag in der Bucht um das Unterwasserschiff fertig zu säubern. Das ist auch gut so, denn Christian schickt uns ein SMS, dass man in St. Pierre nicht mehr ausklarieren kann, weshalb wir das noch schnell in der Grand Anse d´Arlet erledigen. Am nächsten Tag segeln wir nach St.Pierre, ankern neben der Big Bully und verbringen wieder einen lustigen Abend. Am Morgen gehen wir gemeinsam einkaufen, danach brechen wir nach Dominica auf.
8.4.2010: Die Fahrt nach Dominica ist abwechslungsreich. Da wir relativ nahe bei Land auf der Westseite segeln und der Wind aus Osten kommt, wird der Wind bei hohen Bergen blockiert und wir müssen mit dem Motor nachhelfen, während er bei Tälern durch Fallböen verstärkt wird und das Boot flach legt. Auch zwischen den beiden Inseln ist der Wind durch den Düseneffekt sehr stark und wir reffen sicherheitshalber, haben aber trotzdem noch eine ordentliche Schräglage. Da wir durch das Einkaufen erst gegen Mittag St. Pierre verlassen haben, ist es bereits dunkel als wir in der Prince Ruperts Bay im Nordwesten von Dominica eintreffen. Der Ankerplatz ist von unzähligen vor allem unbeleuchteten Booten überfüllt. Darunter auch riesige schrottreife Frachtschiffe. Wir können die anderen Schiffe zwar mittels Radar sehen, doch der Abgleich mit der Wirklichkeit klappt nicht, da der Suchscheinwerfer sofort den Geist aufgibt, als wir ihn andrehen. Wir beschließen auf die nicht so beliebte Seite der Bucht zu fahren, weil uns das Ganze zu eng wird. Da fährt eine Pirogge auf uns zu und der Mann am Steuer, Jerome, fragt, ob wir eine Boje mieten wollen, um uns daran fest zu machen. Doch wir wollen sparen und antworten, dass wir lieber ankern. Er meint wir sollen ihm folgen, er würde uns zeigen, wo wir ankern können. Dankbar nehmen wir sein Angebot an und liegen bald sicher vor Anker. Später erfahren wir, dass Jerome einer der Führer von Cobra Tours. Er fährt heute die nächtliche Streife. Früher ist es auf Dominica immer wieder zu Diebstählen, Überfällen oder Belästigung durch hunderte Boatsboys, die einem pausenlos etwas verkaufen wollen, gekommen. Daraufhin wurde eine Organisation PAYS gegründet, die für mehr Sicherheit sorgt und auch die Anzahl der Boatsboys drastisch reduziert hat.
Wir verbringen eine ruhige Nacht mit häufigen Regenschauern. Und am nächsten Morgen ist alles grau und die Berge von Wolken verhangen. An einen Landausflug in die Berge oder den Indian River ist nicht zu denken. Wir verbringen einen angenehmen Tag an Bord und lassen uns von Chris bekochen. Die beiden beschließen am nächsten Tag über die Saintes und Guadeloupe nach Antigua ab zufahren, da ihnen das Wetter zu schlecht ist. Wir entscheiden uns, noch einen Tag abzuwarten, da wir zumindest die Indian River Tour machen wollen. Und tatsächlich scheint am nächsten Vormittag für einige Stunden die Sonne und wir funken Jerome an. Er sendet uns einen Führer, der uns in einem Ruderboot durch den Fluss fährt. Zu dieser Zeit sind wir das einzige Boot und wir können die Ruhe und den Regenwald wirklich genießen. Der Führer erklärt uns Pflanzen und Tiere. Wir rudern den Fluss etwa eine halbe Stunden stromaufwärts bis er nicht mehr befahrbar ist. Dort steigen wir aus und können alleine einige Zeit durch den Regenwald am Flussufer entlang streifen. Ein Leguan sitzt hoch in einem Baum und wippt in der Sonne, ein anderer flüchtet vom Weg als er uns ankommen hört. Danach trinken wir in der Lodge einen Kaffee und werden zurück zum Meer gerudert. Von der Anlegestelle aus spazieren wir ins Dorf hinein und lassen uns von dort wieder zurück auf die Aroha bringen. Kaum sind wir zurück beginnt es wieder zu regnen. Dominica ist eine der regenreichsten Inseln und exportiert Wasser zu den anderen Inseln.
Am nächsten Tag lichten wir den Anker und folgen den Spuren von Henning und Christian.
12.4.2010: Wir übernachten auf den Saintes vor Pain de Sucre. Beim Versorgen des Großsegel bemerkt Eric, dass die Naht beim dritten Reff aufgegangen ist. Am nächsten Tag schlagen wir im Küstenhandbuch nach und stellen fest, dass Chris Doyle auf den Saintes einen neuen Segelmacher empfiehlt. Eric ruft ihn an und er hat auch Zeit, das Segel heute noch abzuholen. Wir müssen uns nur ums Eck vor die Hauptstadt Grand Bourg verlegen. Am folgenden Tag ist das Segel repariert, wir wollen aber noch etwas Zeit auf den Saintes verbringen, da es hier sehr idyllisch ist. Es regnet zwar auch immer wieder aber nicht sehr lange. Dafür ist es dann so richtig tropisch schwül. Bisher hatten wir gar nicht das Gefühl gehabt, in den Tropen zu sein. Bei diesen Saunaklima spazieren wir durch die Gegend und erklimmen sogar einen Hügel mit einer Ruine. Der Weg führt durch ein Naturschutzgebiet, es dürfen hier keine Autos oder Mopeds fahren. Umso verblüffter sind wir, als wir eine Mülldeponie am Berghang erblicken. Alles ist voller Rauch aber Ziegen und Hühner spazieren darin herum. Scheinbar wird hier das Fleisch schon vor dem Schlachten geräuchert. Am Rückweg sehen wir zwei Leguane, die sich hinter den Blättern der Bäume vor dem Fotografieren verstecken.
Am Freitag, den 16.4.2010 fahren wir an der Süd- und danach Westküste von Guadeloupe entlang bis Deshaies, den nordwestlichsten Ort der Insel. Dort wollen wir übernachten und ausklarieren. Mangels Wind müssen wir die gesamte Strecke motoren und kommen erst zu Sonnenuntergang in Deshaies an. Nach dem Ankern fahren wir mit dem Beiboot an Land, spazieren durch den Ort, kaufen Brot und gönnen uns eine Pizza zum Abendessen.
Am nächsten Tag gehen wir zum Souvenirladen Pelikan, an den der Zoll das Abwickeln der Formalitäten übergeben hat. Dort müssen wir aber erfahren, dass das nicht mehr möglich ist. Der Besitzer zeigt uns sogar einen Brief der Zollbehörde, indem ihm die Durchführung untersagt wird, weil er ungerechtfertigter weise von den Klienten Geld dafür verlangt hat. Wir lassen uns den Weg zum Zollbüro erklären, aber Samstag ist dort wie auch an den meisten anderen Tagen kein Beamter anwesend. Da wir in etwa zehn Tagen wieder nach Guadeloupe zurückkehren, beschließen wir das Ausklarieren zu unterlassen, fahren zurück zu Aroha und setzen die Segel Richtung Antigua.
17.4.2010: Wir segeln bei kräftigem Wind (5BF) hart am Wind nach Antigua. Da wir zu Big Bully und der Antigua classic week nach English Harbour wollen, müssen wir das letzte Stück aufkreuzen. Weil der Sonnenuntergang naht und wir unter Segel zu langsam sind, fahren wir die letzten vier Meilen unter Motor. Das ist auch gut so, denn so können wir das Riff an der Einfahrt noch erkennen. Der Ankerplatz ist überfüllt, aber wir finden noch ein Plätzchen und hoffen, dass wir bei Winddrehern keine „ungeplanten nächtlichen Meetings“, wie es Chris Doyle im Handbuch ausdrückt, haben werden. Es geht auch alles gut und wir bleiben an diesem Platz bis wir nach Jolly Harbour an der Westküste von Antigua ablegen.
Am nächsten Tag besuchen uns Henning und Chris. Sie gehen auf den nahe gelegenen Hügel, um sich das Rennen von dort aus anzusehen. Wir müssen aber zuerst Einklarieren und können nicht mitgehen.
Am Nachmittag lernen wir auch Freunde der beiden kennen. Katrin, Torsten und ihren Sohn Julius, die mit der Taras seit einem Jahr unterwegs sind und Gerd, der sein Aluschiff Unique Dream in jahrelanger Arbeit selbst gebaut hat.
Am Abend gehen wir alle gemeinsam etwa eine halbe Stunde einen Fußweg einen Hügel hinauf nach Shirley Heights. Dort gibt es ein Lokal mit Barbecue und Musik. Zuerst spielt eine Steel- und danach eine Reggaeband. Außerdem haben wir von dort eine wunderbare Fernsicht über einen großen Teil von Antigua. Zu Sonnenuntergang stehen wir mit vielen anderen Gästen am Felsvorsprung jenseits der Umzäunung des Lokals und fotografieren jedes Stadium der Sonne. Nach Sonnenuntergang kommen die Ordnungskräfte und wir müssen alle zurück innerhalb der Umzäunung. Wir fühlen uns ziemlich bevormundet, aber wahrscheinlich haben sie Angst vor klagenden Amerikanern. Wir amüsieren uns noch sehr und tanzen zu den Reggaerhythmen. Ausgerüstet mit Stirnlampen steigen wir dann im Finstern zur Küste hinunter und kehren zu unseren Booten zurück.
Am folgenden Morgen fahren wir gemeinsam mit dem öffentlichen Bus in die Hauptstadt der Insel St. John. Die hat aber außer einem guten Eisgeschäft nichts interessantes zu bieten.
Einen Tag später organisiert Gerd eine Führung durch English Harbour, der früher ein Marinestützpunkt war. Wir sehen unter anderem die Überreste des Spitals, das die Patienten fast immer nur als Leichen verlassen haben, denn die übliche Medizin war Rum. Oder die Seilwinde, wo die Sklaven mit riesigen Trossen die Schiffe schräg gelegt haben, um das Unterwasserschiff reparieren und reinigen zu können.
Am Mittwoch machen wir gemeinsam eine Inselrundfahrt in einem Kleinbus mit Führer. Er bringt uns unter anderem zu einer ehemaligen Zucker- und Rumfabrik mit angeschlossenem Museum, wo er uns anhand alter Fotos und einem Modell der damaligen Anlage die Verarbeitung des Zuckerrohres zu Rum und der dabei abfallenden Melasse, die dann zur Zuckerherstellung nach England verschifft wurde. Wir besichtigen die alte Windmühle, deren Mahlwerk noch zu sehen ist. In der Hauptstadt essen wir wieder ein Eis, erkunden Jolly Harbour, wohin wir am nächsten Tag segeln wollen, laufen durch den Sand eines wunderschönen Strandes, essen an einem weiteren Strand zu Mittag und fahren zur Devils Bridge, einer interessanten Feldformation in Norden. Am Feldweg, der zur Teufelsbrücke führt, gibt einer der Reifen den Geist auf und der Fahrer muss den Reifen wechseln. Während wir warten schauen wir auf die anderen Reifen und verstehen, woran der eine gestorben ist. Die Gummis sind so platt gefahren, dass von einem Profil nicht einmal mehr eine Andeutung vorhanden ist.
Ab dem späten Nachmittag treffen wir uns jeweils auf einem der Schiffe und tratschen bis spät in die Nacht.
22.4.2010: Gemeinsam mit der Taras und der Unique Dream segeln wir nach Jolly Harbour. Henning und Chris von der Big Bully bleiben zurück. Da ihr Besuch wegen des unaussprechlichen isländischen Vulkans mit seinen Aschenwolken ebenso wenig anreisen konnte wie Torstens Mutter, haben sie sich als Mannschaft für die Antigua sailing week beworben und hoffen, dass ein teilnehmendes Boot noch Mitsegler braucht. Tatsächlich finden sie ein Boot und sind in den ersten Rennen auch sehr erfolgreich. Doch danach gibt es einen Zusammenstoß mit einem anderen Boot, bei Interesse könnt Ihr das auf ihrer Website (Eintrag vom 20. April 2010) nachlesen und die dazugehörige Photos anschauen. Gruselig! Besonders da das beschädigte Boot nur die „Rennversion“ von unserem ist.
In Jolly Harbour haben wir einen schönen Ankerplatz, nur die im Hafen ein- und ausfahrenden Motorboote stören die Idylle. Auch gibt es einen sehr guten Supermarkt, der gutes Brot und Fleisch führt. Abends finden wieder die gegenseitigen Besuche statt und viel zu früh kommt der Tag der Abreise. Wie auch Henning und Chris kehren Katrin, Torsten und Julius wieder über den Atlantik nach Deutschland zurück. Nur Gerd werden wir auf unserer weiteren Reise wiedersehen.