26.4.2010: Wieder einmal durchkreuzt der Wind unsere Pläne. Wir können Port Louis im Norden von Guadeloupe nicht anlegen. Von dort wären es nur wenige Kilometer bis zum Flughafen gewesen, um Yves abzuholen. Also segeln wir wieder in den Nordwesten nach Deshaies. Von dort braucht man mit dem Bus mehr als 2 Stunden zum Flughafen, ein Taxi wäre unbezahlbar. Also mieten wir ein Auto und holen Yves am 28.6.2010 vom Flughafen ab, damit können wir auch gleich den Nordwesten der Insel besichtigen und Vorräte einkaufen.
Am nächsten Tag besuchen wir den botanischen Garten von Deshaies, der uns von mehreren Seglern als besonders sehenswert empfohlen wurde. Und sie haben recht. Die Vielfalt der ausgestellten Pflanzen und dazwischen die Papageien und Flamingos, das gefällt uns sehr. Dieser Garten ist ein ehemaliges Anwesen von Coluche, ein französischer Komiker.
Morgens segeln wir los zu den Saintes. Mittags halten wir bei Pigeon Island, dem Cousteau National Park und erforschen die Unterwasserwelt.
Es gibt so viele Fische zu sehen, dass wir erst spät weiter segeln und im Finstern bei den Saintes ankommen. Außerdem werden wir auch noch mit einem derartigen Regenschauer begrüßt, dass man nicht einmal am Radar etwas sehen kann. Glücklicherweise kennen wir die Gegend und liegen bald sicher vor Anker.
Wir spazieren durch Grand Bourg und fahren mit Aroha die Küste der Saintes-Inseln entlang.
Am 2.5.2010 wollen wir an die Südostküste von Guadeloupe segeln, doch nach der zweiten Wende stellen wir fest, dass wir geradeaus nach Marie Galante segeln könnten, nach Guadeloupe aber noch stundenlang aufkreuzen müssten. Wir ankern bei St. Louis, einer kleinen Stadt im Westen der Insel, die einen kilometerlangen einsamen Sandstrand hat. Wir streifen durch St. Louis, aber es ist Sonntag und Nachsaison, daher ist alles geschlossen und nur wenige Menschen auf den Straßen.
Nach einer ruhigen Nacht fahren wir in den Süden vom Marie Galante, in die Hauptstadt Grand Bourg. Es gibt einen winzigen Hafen, wo man auch ankern könnte, die Ankerplätze sind aber bereits durch 6 Booten überfüllt. Wir ankern außerhalb, dort sind jedoch die Wellen zu stark, um über Nacht bleiben zu können. Die Stadt ist aber so klein und wegen der Nachsaison ist auch viel geschlossen, dass wir sie in kurzer Zeit erforscht haben. Wir kaufen Obst und Gemüse am Markt und essen ein sehr gutes Menü in einem mit Einheimischen überfüllten Lokal. Danach segeln wir nach St. Louis zurück.
4.5.2010: Diesmal spielt der Wind mit und wir segeln nach Gosier, nahe der Hautstadt von Guadeloupe Pointe à Pitre. Hier kann man hinter den Riffen bei der Îlet du Gosier einer kleinen unbewohnten Insel mit einem Leuchtturm ankern. Und in den Riffen kann man sehr gut schnorcheln, denn das Wasser ist dort kaum einen Meter tief. Es sind zwar einige Korallen durch den Hurrikan Iwan? beschädigt worden, aber die Natur beginnt bereits, sich zu erholen.
Wir fahren mit dem Autobus nach Pointe à Pitre, besichtigen die Stadt, mieten ein Auto und fahren die Südostküste Guadeloupes entlang. Dort gibt es außer Gosier noch weitere Ferienorte, mit netten Stränden. Am Südöstlichsten Punkt, der Pointe des Chateaux, steigen wir zum Aussichtspunkt hinauf und können bis zu den Saintes und Marie Galante sehen. Guadeloupe hat die Form eines Schmetterlings. Der östliche flache Flügel heißt Grande Terre, der westliche, gebirgige Flügel nennt sich Basse Terre (niedriges Land). Die beiden Hälften werden durch die Rivière Sallée getrennt, einen Salzwasserfluss, den man um 4 Uhr früh auch mit dem Segelboot passieren kann, wenn die Brücken angehoben werden. Am südöstlichen Ende dieses Flusses liegt Pointe à Pitre.
7.6.2010: Heute ist Basse Terre unser Ziel. Zuerst wollen wir die berühmten Wasserfälle, Chutes Du Carbet besuchen. Wir folgen dem ersten Straßenschild, das uns eine kaum befahrene, schlecht gebaute Straße entlang zum 3. Wasserfall führt. Leider hängt dort ein Schild, dass der Zugang zum Wasserfall gesperrt ist. Yves erkundigt sich bei einem Forstaufseher und erfährt, dass alle drei Wasserfälle gesperrt sind, aber der Weg durch den Regenwald bis in die Nähe der Wasserfälle wäre sehr empfehlenswert. Also beschließen wir, ein kleines Stück in den Regenwald zu wandern. Wegen des Waldweges zogen wir zwar unsere Wanderschuhe an, die Regenjacken konnten für diesen kurzen Ausflug aber im Auto bleiben. Da der Weg wirklich schön ist, gehen wir eine gute halbe Stunde hinein. Ein entgegenkommendes Paar versichert uns, dass man wirklich nichts von den Wasserfällen sieht, also drehen wir um. Und kurze Zeit später beginnt es so stark zu regnen, dass wir innerhalb weniger Minuten nass bis auf die Haut sind. Mir wird zwar kühl, aber glücklicherweise ist es immer noch warm genug, dass ich nicht friere.
Wir fahren die südwestliche Küste entlang weiter, halten beim Leuchtturm von Vieux Fort und essen in der Marina Riviére Sens zu Mittag. Dort hat im Dezember ein neues Lokal eröffnet, in dem Taubstumme arbeiten und das den Gebrauch und das Erlernen der Gebärdensprache fördern soll. An den Wänden hängen Bilder, die die Gebärden wichtiger Worte darstellen. Beim Bestellen probieren wir die Gesten aus und lassen uns von unserer Kellnerin anleiten. Wir essen das Menü, das aus einem Salat mit Muräne als Vor-, Boeuf Bourgingon als Hauptspeise und einem Ananascarpaccio mit Eis als Nachspeise besteht. Jedes Gericht schmeckt hervorragend und alles auch die Getränke wird in Geschirr aus Kokosnussschalen serviert.
Unser nächstes Ziel ist der höchste Berg der Insel der Vulkan La Soufriere. Als wir am Parkplatz ankommen, gießt es wieder in Strömen. Außerdem ist der Berg in Wolken gehüllt. Wir verzichten auf den Aufstieg zum Gipfel und gehen diesmal wirklich nur ein kurzes Stück und mit Regenjacken den Pfad entlang. Danach fahren wir über Straßen im Landesinneren und einem Abstecher zu einem kleinen Wasserfall nach Gosier zurück.
Am nächsten Tag lädt uns Yves auf echt bretonische Crepes ein, danach fahren wir über einige Straße im Landesinneren des östlichen Flügel zum Flughafen, wo wir wieder einmal einen Freund für längere Zeit verabschieden müssen.