19.10.2009: Hier im Hafen von La Gomera gefällt es uns sehr gut. Er ist sehr klein und daher sehr familiär. Und natürlich kommen hier sehr viele Leute her, die auch um die Welt segeln wollen oder zumindest über den Atlantik und so hat man sehr vieles gemeinsam und kann viele Erfahrungen austauschen. Außerdem wohnt Helga, eine gute Freundin von uns, im Norden der Insel in Hermigua. Sie ist vor 15 Jahren nach Gomera gezogen, nachdem sie die Jazzspelunke in Wien verkauft hat und lebt hier mit ihrem Freund Pascual. Kurz nach unserer Ankunft rufen wir Helga an und sie setzt sich sofort ins Auto und kommt mit einem befreundeten Ehepaar, Christl und Günter aus Wien, die für 2 Wochen bei ihr zu Besuch sind, zu uns aufs Boot. Es gibt viel zu erzählen und am Abend gehen sie mit uns ins „La Tasca“, einem der besten Lokale von San Sebastian, essen. Das Restaurant wird von Eloy, dem Bruder Pascuals, geführt. Es ist einerseits für seine kanarische Küche aber auch für seine Pizzen berühmt. Eric und ich essen eine sehr gute Paella.
Auch der hiesige TO-Stützpunktleiter Andy ist sehr um seine Mitglieder bemüht. Während wir am Nachmittag mit Helga und Freunden im Cockpit plaudern, spricht er uns an und stellt sich vor, weil er den TO-Stander unter unserer Saling flattern sah. Wenn wir etwas brauchen, können wir ihn jederzeit fragen. Er arbeitet in einer Werkstatt im Hafen und macht Reparaturen für Boote, „Andy´s Yachtservice“. Außerdem sitzt er jeden Abend im Lokal vis à vis vom Hafen bei einem Bier und hält gewissermaßen Sprechstunde. Und um auch die Bekanntschaft unter seinen Mitgliedern zu fördern, organisiert er gleich für den übernächsten Abend eine TO-Runde in seinem Stammlokal.

Am nächsten Morgen besichtigen Helene und ich San Sebastian, die Hauptstadt von La Gomera. Neben dem Hafen gibt es einen langen Strand, und gegenüber ist die Plaza mit einigen Café´s und Bars und daneben ein großer Park. Dahinter liegt das kleine Zentrum von San Sebastian mit zahlreichen Lokalen und Geschäften. Im Halbkreis um dieses Zentrum, die Hügel des Barancos hinauf, liegen malerisch die restlichen Häuser der Stadt. Das was uns in San Sebastian aber am besten gefällt, ist, dass alle Einrichtungen, außer einigen wenigen Souvenirläden, Hotels und einer kleinen Touristeninfo, vor allem für die Einheimischen gedacht sind. Nur wenn wir mal abends essen gehen, bemerken wir einen Unterschied. Vor 10 Uhr sind nur Ausländer beim Essen, dann erst kommen die Gomerer.
San Sebastian war auch der Hafen, von dem aus Kolumbus nach Amerika aufgebrochen ist. Es gibt hier die Kirche, in der er mit seiner Crew an letzten Messe teilnahm und das heutige Rathaus war damals das Haus seiner Freundin und möglicherweise Geliebten Beatriz de Bobadilla.

Mittwoch untertags machen wir einen kleinen Segeltörn mit Aroha in östlicher Richtung der Insel. Es ist ein schöner sonniger Tag. In der Düse zwischen Gomera und Teneriffa bläst wieder heftigst der Wind und wir haben einen vergnüglichen Tag am Meer. Abends gehen wir zum TO-Treffen und lernen sehr nette und interessante Leute kennen. Da sind zuallererst und am wichtigsten zu erwähnen, es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick, die Bomikas, Lisa und Karl (Charly) Bohne. Ähnlich wie wir, nur endgültiger obwohl kaum älter als ich, haben sie dem Stress des Arbeitsleben adieu gesagt, bevor der Herzinfarkt sie in die Windeln prackt. Sie haben ihre Wohnung verkauft und leben seit September auf ihrer Bomika, einer Bavaria etwa so groß wie Aroha, zusammen mit ihren beiden Katzen Tita und Feivel, woraus sich der Bootsname Bomika „Bohnen mit Katzen“ ergibt (der Familienname von Lisa und Karl ist Bohne). Sie fuhren von Kroatien über Griechenland nach Israel, Ägypten, Marokko, Gibraltar, Spanien, Madeira und jetzt Kanaren. Wir können ihre Website www.bomika-sailing.com nur sehr empfehlen, insbesondere wenn ihr aktueller und detailliertere Berichte auch über uns lesen wollt, denn zu unserer Schande müssen wir gestehen, dass die beiden sehr viel fleißiger beim Bloggen sind als wir.
Aber zurück zum TO-Treffen. Außer den Bomikas ist natürlich Andy der Stützpunktleiter, seine Hündin Molly, eine graue tibetische Hirtenhündin noch jung und richtig knuddelig, sowie Peter aus Oberösterreich, der seit einigen Jahren auf Gomera lebt aber kein Segler ist.
Nach dem Treffen werden wir von Lisa und Charly auf ihre Bomika eingeladen. Und da war es dann endgültig um uns geschehen. Denn Liebe geht ja auch durch den Magen und die Bruschettas, die Lisa uns vorsetzt sind die besten, die wir je gegessen haben. Helene hingegen, die wie wir schon geschrieben haben dreifachen Katzenmutter ist, gaben Tita und Feivel den Rest. Jedenfalls ist etwa zwei Uhr früh, bevor wir den glücklicherweise nahen Heimweg, Aroha liegt schräg gegenüber am nächsten Steg, antreten.

Donnerstag Morgen wollen wir ein Auto mieten und die Insel besichtigen. Doch bei sämtlichen Verleihern sind die Autos bereits vergeben. Wir reservieren eines für den nächsten Tag und verbringen einen gemütlichen Tag. Es ist sehr windig und auch im Hafen merkt man, dass es starken Seegang geben dürfte. Wir spazieren an der Fährmole vorbei zum Cap. Dort ist ein weiterer Strand und man kann über das Meer bis Teneriffa und dort den Teide sehen. Durch einen überdachten Durchgang kann man zum vorderen Felsen gelangen und Stufen hinauf zu der Stelle, wo einmal das olympische Feuer gebrannt hat. Das Meer ist wirklich sehr bewegt, hohe Wellen werden angespült und spritzen an den Felsen beim Strand und an der Hafenmauer hoch hinauf. Auch den Durchgang, der zur See hin fast offen ist, wird ab und zu durch Wellen überflutet.

Freitag Mittag sind wir bei Helga zum Grillen eingeladen. Zuerst hätte es Samstag stattfinden sollen, doch als Helga hörte, dass Helene am Samstag schon nach Hause fliegt, hat sie es vorverlegt. Damit Helene auch noch ein bisschen etwas von Gomera sieht, fahren wir früher los und biegen zum Garajonay ab. Das ist der Nationalpark in der Mitte der Insel. Gomera, vulkanischen Ursprungs, ist wie ein etwas abgeflachter Kegel, der Grundriss annähernd rund. Die Bergen oben in der Mitte sind bedeckt von Regen- oder Nebelwald, von wo aus die Erosion tiefe Schluchten zum Meer hin gegraben hat, wo auch die meisten größeren Orte liegen. Im Garajonay gibt es immer wieder Aussichtspunkte. Wir haben mit dem Wetter Glück, oben ist gerade kein Nebel, daher haben wir eine schöne Fernsicht. Über den hübschen Ort Agulo fahren wir nach Hermigua. Helga und Pascuals Haus liegt etwas oberhalb vom Ort und man muss eine sehr enge, gewundene Straße hinauffahren. Im Hof werden wir von lautem Bellen begrüßt. Loka ist groß und schwarz, Chuchuki klein und braun. Nachdem Helga uns als Freunde ausweist, springen sie schwanzwedelnd an uns hoch. Loka muss leider an Kette gehalten werden, weil sie immer die Schafe der Nachbarn jagt. Chuchuki darf frei herumlaufen. Christl und Günter aus Wien sind auch noch da. Die Tische sind schon aufgestellt und biegen sich nach kurzer Zeit unter all den Köstlichkeiten, die Helga auftischt. Verschiedene Ziegenkäse nicht nur selbst gemacht sondern auch aus der Milch der eigenen Ziegen, rote und grüne Mojo, Saucen aus Kräutern und Knoblauch sowie Olivenöl, Yamswurzeln, Kartoffeln, Brot und Salat. Alle Speisen und Saucen hat Helga mit Zutaten aus dem eigenen Garten selbst zubereitet. Dazu kommt dann vom Grill Schweine- und Hühnerfleisch in Unmengen. Nach dieser Völlerei sind wir froh, dass das Auto etwas unterhalb geparkt ist, da können wir dann später einfach hinunter rollen.

Am nächsten Vormittag muss sich Helene leider auf den Heimweg ins herbstliche Wien machen. Lisa und Charly kommen zum Abschiedsfrühstück und wir bringen Helene gemeinsam zur Fähre. Auch die Bomikas verlassen uns, wenn auch nur für kurze Zeit. Sie müssen Anfang November in Gran Canaria sein, um Einbauten vornehmen zu lassen. Gegen 20. kommen sie dann wieder nach San Sebastian zurück.

Eric und ich fahren mit dem Leihwagen zu Helga und zusammen mit Christl und Günter geht es wieder über den Garajonay nach Valle Gran Rey, dem beliebtesten Ferienort der Insel. Das Tal des großen Königs ist wunderschön, der Ort eher uninteressant. Viel zu touristisch. Aber der Fischerhafen und die Ankerbucht sind nett und im Hafenbecken können wir einige Mantarochen beobachten. Wir essen in einem Tapaslokal, das auch von den Fischern besucht wird, einige sehr gute Kleinigkeiten. Danach fahren wir zum berühmten Strand von Valle Gran Rey dem Playa del Ingles. Den Rückweg nehmen wir über Chipude, einem kleinen Ort oben am Rand den Garajonay, das einen guten Ausblick auf La Fortalezza, den Tafelberg der Gomerer bietet.

Die nächsten beiden Tage sind Arbeiten am Boot gewidmet. Das gesamte Teak im Cockpit muss gereinigt und geölt, der Flugrost auf den Edelstahlteilen entfernt, die Solarpaneele aus den Halterungen geschraubt, die Schrauben gereinigt und alle Einzelteile mit Duralack eingeschmiert werden.
Am Mittwoch treffen wir Helga, Christl und Günter zu einem Spaziergang am Garajonay. Anschließend fahren wir nach Alajero, wo Helga zuerst auf Gomera gewohnt hat und danach nach Playa de Santiago.

Die nächsten Tagen verbringen wir mit der Fortsetzung der Arbeiten. Unser Nachbar Trevor, der das gleiche Boot hat wie wir, hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass die Abstützung von unserem Spinaker-Baum falsch herum montiert ist. Bei dieser Gelegenheit stellen wir fest, dass hier Edelstahlschrauben in den Alumast ohne Isolierung mit Duralack geschraubt wurden. Die Schrauben haben sich im Mast bereits derart fest gefressen, dass sie Trevor und Eric nur mit vereinten Kräften lösen können. Trevor ist Engländer und verbringt seit vielen Jahren einige Monate in Gomera. Er ist ein begeisterter Regattasegler. Kurz nach seiner Ankunft hat er an einer Regatta, die vom Hafen für Fahrtensegler organisiert wird, teilgenommen und auch gleich gewonnen.

Am 6. November machen wir mit Helga eine Wanderung von Delgado de Perazza hinunter nach La Laja, von dort hinauf zu den drei Roques und oben zurück zum Auto. Es ist sehr windig und kühl an diesem Tag, also ideal zum Wandern. Der Weg nach unten ist sehr steil, aber auch hinauf muss ich mich sehr anstrengen. Wir merken sehr deutlich, dass wir zwar viel zu Fuß gehen aber immer nur auf der Ebene und ich habe am nächsten Tag einen fürchterlichen Muskelkater.

Immer wenn Helga etwas in San Sebastian zu erledigen hat, kommt sie uns am Boot besuchen. Und jedes mal bringt sie uns von ihrem eigenen Käse und Molke mit.