Nachdem uns Walter am Samstag, den 10.10. verlassen hat, verbringen wir die Tage bis zu Helenes, einer sehr guten Freundin, Ankunft am Mittwoch mit Stadtbesichtigung und einkaufen. Santa Cruz hat zwar ein paar nette Parks und einige nette Gebäude, ist aber eben leider eine Großstadt und das sind wir nicht mehr so richtig gewöhnt. Die Marina ist eingekeilt zwischen dem Containerhafen und dem Fährhafen. Den ganzen Tag laufen riesige Dieselmotoren und machen einen fürchterlichen Lärm und Dreck. Es gibt nur das Marinabüro, die Sanitärräume und zum Glück eine Münzwäscherei. Außerdem ist diese Marina eine von zweien, die eine sogenannte Leuchtfeuersteuer einhebt. Und die einzige, die für 10 Kalendertage 20% der Jahresgebühr pauschal verrechnet auch wenn man nur eine Nacht im Hafen bleibt. Und das sind bei unserer Bootsgröße stolze 44 Euro. Also beschließen wir die bezahlte Steuer zumindest auszunutzen und 9 Nächte in Santa Cruz zu bleiben. Das Ankern soll in den Kanaren sowieso schwierig sein, da es keine wirklich geschützten Ankerbuchten gibt. Die kanarischen Inseln sind ja auch seit Kolumbus der Ausgangspunkt für viele Atlantiküberquerungen, daher treffen wir im Hafen fast nur Langzeitsegler, hauptsächlich Franzosen. Da können wir gut Informationen austauschen. Es gibt auch einen TO-Stützpunkt hier und wir werden gleich für Montag Nachmittag, einem spanischen Feiertag, zu Heinz dem Stützpunktleiter und seiner Frau Lola nach San Andres einige Kilometer nördlich von Santa Cruz eingeladen. Sie wohnen in einem wunderschönen Haus mit 3000m² wunderschönem Garten. Darin gibt es auch noch einen kleinen Bungalow und ein weiteres Haus, das sie an Gäste vermieten. Heinz und Lola sind auch sehr im Umweltschutz engagiert und wir erfahren einiges über geplante Bauprojekte, die nicht nur die Umwelt sondern auch die Umgebung verschandeln würden. Wir unterhalten uns so gut, dass es schon nach 1 Uhr früh ist, bevor wir aufbrechen.

Mittwoch Mittag holen wir Helene vom Busbahnhof ab. Wir freuen uns sehr sie wieder zu sehen. Wir haben zwar, wenn es das Internet erlaubt, mal via Skype mit ihr geplaudert oder gechattet, aber das ist natürlich nicht das gleiche. Den Rest des Tages verbringen wir damit, Wiedersehen zu feiern und Helene mit ausruhen, da sie schon vor 4 Uhr früh Richtung Flughafen aufbrechen musste.
Am nächsten Tag, Donnerstag, mieten wir ein Auto. Zuerst fahren wir der Küste entlang Richtung Norden zum schönen Strand „Playa de las Teresitas“. Dort schwimmen wir eine Runde im Meer und lassen uns von der Sonne trocknen. Danach erkunden wir das Anagagebirge. Von dort hat man immer wieder sehr schöne Ausblicke.
In einem Ausflugsrestaurant essen wir einen ausgezeichneten Gemüseeintopf mit Gofio, dem speziellen kanarischen Mehl aus gerösteter Gerste oder anderen Getreidesorten, und dazu gibt es „papas arugada“ (Runzelkartoffeln), die in der Speisekarte lustigerweise mit „zerknitterte Kartoffel“ übersetzt sind. Das sind kleine ganze Kartoffeln, die in sehr stark gesalzenem Wasser gekocht werden, das man nach dem Kochen verdampfen lässt, wodurch sich eine schöne Salzkruste bildet. Die Kartoffelschalen werden da ganz runzelig, weshalb sich der Name Runzelkartoffeln erklärt.
Nach dem Essen fahren wir durch die Berge weiter bis La Laguna, der ehemaligen Inselhauptstadt und Universitätsstadt Teneriffas. In der Altstadt gibt es zwei größere Straßen, gesäumt von alten Häusern meist mit Balkonen, durch die man sehr schön flanieren kann. Besonders interessant ist das Convento Santa Catalina der Dominikanerinnen. Diese Nonnen lebten in Klausur. Daher gibt es einen riesigen gänzlich mit Holz verkleideten Balkon. Durch die Ritzen in der Verkleidung konnten die Nonnen auf die Straße und den Platz schauen, ohne selbst gesehen zu werden.
Nach unserem Stadtrundgang fahren wir wieder zu Besuch zu Lola und Heinz. Es wird wieder ein gemütlicher Abend. Helene gefällt es bei den beiden so gut, die Ruhe, der riesige Garten und besonders die vielen Katzen (Helene hat zu Hause selbst drei Katzen), dass sie beschließt demnächst bei ihnen Urlaub zu machen.

Am Freitag besichtigen wir zuerst La Orotava. Dieser Ort ist einerseits für seine botanischen Gärten und andererseits wieder für die Häuser mit den Balkonen berühmt. Der botanische Garten hinter dem Rathaus ist wirklich sehr schön. Mittendrin spricht uns ein Deutscher an und empfiehlt uns eine Bodega, die etwas abgelegen vom Stadtzentrum ist. Dort gäbe es wirklich original kanarische Küche, heute zum Beispiel Kaninchen. Da es bereits Mittag ist, läuft uns bei seinen Beschreibungen gleich das Wasser im Mund zusammen und wir gehen sofort zu diesem Gasthaus. Der Vorraum ist eine Schank, wo einige ältere Männer ihr Bier trinken, dahinter befindet sich der Speisesaal in einem überdachten Innenhof hinten die Küche und oben rechts verläuft ein Balkon. Der Speiseraum ist schön rustikal mit Holzbänken und Holztischen, die mit Plastiktischtüchern bedeckt sind. Die Wände sind dicht mit Bilder und anderem Dekor geschmückt, vom Balkon hängen getrocknetes Gemüse, Musikinstrumente, Vogelkäfige und vieles mehr. Und das Essen dort ist wirklich köstlich. Wir nehmen jeder das Menü. Ich bekomme statt Kaninchen ein Hühnchen. Denn ich kann kein Kaninchen essen ohne an den Zwerghasen zu denken, den wir als Kinder für kurze Zeit hatten (der dann in Wirklichkeit ein gewöhnlicher Feldhase und zu groß für den Käfig war, weshalb er zu einem Bauern in Pflege kam).
Als Vorspeise gab es ein würzige Gemüsesuppe mit richtig viel frischen Gemüse darin, dann Kaninchen/Hühnchen in roter Sauce mit Runzelkartoffeln und zum Abschluss noch die kleinen kanarischen Bananen und Kaffee. Leider sind wir die einzigen Gäste. Während des Essens kamen einige junge Italiener, als diese jedoch den Raum sahen, sind sie sofort wieder gegangen. Das war ihnen wohl nicht „in“ genug.
So gestärkt spazieren wir durch die Straße mit den Balkonhäusern und danach zum Auto. Jetzt gehst weiter immer höher hinauf Richtung Teide. Der Vulkan ist mit 3.717m der höchste Berg Spaniens. Bergunerfahrene Touristen werden durch regelmäßige Warnschilder vor Schneefall und Straßenglätte gewarnt. Zur Zeit ist es aber noch viel zu warm für Schnee. Aufgrund der Inversionswetterlage kann man den Gipfel des Teide erst sehen, als wir durch die Wolken durchgefahren und wieder im Sonnenschein angekommen sind. Die Straße führt durch Kraterlandschaft aber nicht ganz hinauf zum Gipfel. Da gibt es eine Seilbahn, die etwas höher hinauf fährt, ganz zum Gipfel darf man aber nur mit einer speziellen Erlaubnis, die wir nicht eingeholt haben. Am großen Parkplatz am Fuße des Gipfels bei den Roques de Garcia bleiben wir stehen und gehen einen Fußweg zwischen verschiedenen Steinformationen ein Stück bergan. Auf Tafeln sind der Verlauf des Vulkanausbruches und die Steinformationen erklärt. So gibt es eine sogenannte Kathedrale und den berühmten Roque Cinchado, der aus verschiedenen Gesteinsschichten besteht, die unterschiedlich schnell korrodieren. Hier sind unten die weichsten Schichten, die zum Großteil schon verschwunden sind. Deshalb wird er irgendwann unter seiner Last zusammenbrechen.
Am Rückweg halten wir nochmals in La Laguna für eine späte Jause mit Kaffee, heißer Schokolade und Kuchen, bevor wir den „Heimweg“ nach Santa Cruz antreten.

Samstag mittags müssen wir den Hafen verlassen. Daher stehen wir zeitig auf, um das Auto noch zum Einkaufen von Lebensmittel, besonders Wasserflaschen, nutzen zu können. Als wir in die Garage des großen Kaufhauses fahren, wundern wir uns, dass sie überhaupt nicht beleuchtet und ganz leer ist. Bis wir feststellen, dass das Geschäft erst um 10 Uhr öffnet. Da können wir uns noch eine halbe Stunde auf einem Bankerl in der Sonne ausruhen.
Nachdem wir den Einkauf zum Boot gebracht haben, gehen Helene und ich auf den Samstagsmarkt, während Eric noch beim Shipchandler vorbeifährt und dann das Auto zurückbringt. Der Mercado de Nuestra Senora de Africa ist im Innenhof eines Gebäudes mit einem hohen Turm und das Angebot von Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Gewürzen ist ausgezeichnet. Das Einkaufen dort macht uns viel Spaß und wir würden gerne viel mehr Zeit dort verbringen, um die Stimmung und die Gerüche dort zu genießen.
Wir verstauen alle Einkäufe am Boot und legen ab. Nach der Hafenausfahrt können wir noch einen letzten Blick auf die Sehenswürdigkeiten von Santa Cruz werfen und in paar Fotos machen. Am Abend ankern wir in Playa Tejitas mit Blick auf die Start- und Landebahn des südlichen Flughafens. Der Fluglärm ist so unauffällig, dass er nicht stört. Nur die Wellen schaukeln das Boot ziemlich und der Großbaum singt die ganze Nacht im Wind.

Sonntag Mittag nach einer kurzen Runde Schwimmen im Meer lichten wir den Anker und steuern La Gomera, die etwa 20 Seemeilen entfernte kleine Nachbarinsel an. Zuerst ist der Wind gut, doch am späten Nachmittag schläft er ein und wir müssen ein Stück motoren. Doch sobald wir in die Düse zwischen Teneriffa und Gomera kommen, werden Wind und Wellen ständig stärker, sodass wir sogar 3 Reffs in die Segel machen müssen. Wir ankern schon im Finstern in einer einsamen Bucht kurz vor Playa de Santiago. Am nächsten Morgen schwimmen wir wieder im kalten Atlantik, danach besichtigen wir noch vom Schiff aus Playa de Santiago, wo ich vor ca. 15 Jahren auf Urlaub war, bevor wir das kurze Stück in den Hafen von San Sebastian fahren, in dem wir zu Mittag anlegen.