Vor der Abfahrt aus Vilamoura am Mittwoch, dem 30. September gehen wir noch in ein Café, um die Wetterdaten herunterzuladen. Die Wettervorhersage verkündet nur sehr wenig Wind für die nächsten Tage. Wir müssen eher Richtung afrikanische Küste fahren, um nicht in die totale Flaute zu geraten. Nachdem wir sowohl den installierten Tank von 130l als auch noch einen zusätzlichen 30l-Kanister mit Diesel vollgefüllt haben, geht es los. Mit einem angenehmen Wind von 3 Beaufort segeln wir am Wind mit 6 Knoten dahin. Gegen Abend wird der Wind immer schwächer. Wir vereinbaren 3-stündige Wachen und Eric beginnt die erste Wache um 21 Uhr,dann kommt meine um Mitternacht und Walter übernimmt um 3 Uhr. Tagsüber geht es dann mit 4-stündigen Wachen weiter, damit nicht immer jeder um die gleiche Uhrzeit „Dienst“ hat. Die ersten Nächte sind noch sehr kalt und auch feucht, daher ziehen wir uns Schiunterwäsche, Pullover und Ölzeug an. Erst in der letzten Nacht vor den Kanaren ist es warm genug, dass man das Ölzeug weglassen kann.

Am zweiten Tag schläft der Wind ein und wir müssen motoren. Das ist die Gelegenheit einmal Walters Angel auszuprobieren. Walter befestigt die Angel an der hinteren Reling und steckt einen Köder in Form eines Tintenfisches daran. Er beginnt die Leine ins Wasser zu lassen und meint, dass es sehr lange dauern kann bis ein Fisch anbeißt, falls überhaupt einer anbeißt. Die Schnur ist aber erst wenige Meter im Wasser als wir deutliche Zick-zack-Bewegungen knapp unter der Wasseroberfläche sehen. Sekunden später hat schon ein Thunfisch angebissen. Wir stoppen den Motor und lassen die Leine zunächst noch nach, damit der Fisch müde wird. Danach holen wir ihn ein. Ein kleiner Thunfisch zappelt an der Gaff. Wir bringen ihn möglichst schnell um, er tut uns aber trotzdem leid. Doch für die wochenlangen Überquerungen können wir auch in Zukunft nicht auf frischen Fisch verzichten. Zu Mittag gibt es etwas Thunfischsashimi und abends dann köstlichen gebratenen Thunfisch. So einen frischen Fisch haben Eric und ich noch nie gegessen. Der zergeht auf der Zunge! Abends setzt wieder Wind ein, diesmal von hinten und das hält auch die nächste Tage an. Damit kommen wir ganz gut voran.

Am Sonntag sehen wir leider erst nach Sonnenuntergang zwei Delfine. Am Montag Abend aber begleitet uns eine ganze Herde ein gutes Stück lang. Einige schwimmen direkt hinter unserem Boot, andere auf der Seite und etwas weiter entfernt. Wir können ihre Unterhaltungen hören und zahlreiche Fotos machen. Ansonsten vertreiben wir uns die Zeit mit unterhalten, lesen und rätseln. Die Stimmung ist gut, Walter ist auch ein sehr angenehmer Mitsegler. Außerdem schlafen wir auch tagsüber ein Stündchen, um den verpassten Nachtschlaf einzubringen. Sehr selten vielleicht 2-3 Mal am Tag sehen wir einen Frachter und Eric sah mal in der Nacht ein unbeleuchtetes Segelboot.

Am Dienstag den 6. um 6:30 Uhr schreibt Walter ins Logbuch: „Erste Felsen von Lanzarote auf Radar sichtbar (Isla de Alegranza)“. Und um 8 Uhr kann er die Insel bereits im Morgendunst erkennen. Kurz vor Sonnenuntergang legen wir in Puerto Calero an und genießen ein Abendessen, das wir nicht selbst kochen mussten. Am nächsten Tag legen wir einen Badestopp in der Playa Papagaya ein. Das Wasser ist sehr kalt aber man gewöhnt sich schnell daran. Heraußen scheint die Sonne und es ist schön warm. Eric darf noch ein paar zusätzliche Tauchübungen machen, um eine Leine aus dem Propeller zu holen, die wir uns irgendwann in den letzten Stunden eingefahren haben. Danach segeln wir weiter nach Teneriffa.

Eineinhalb Tage später treffen wir um 22 Uhr in der Marina Santa Cruz auf Teneriffa ein. Nach einem erholsamen Schlaf, lädt uns Walter noch auf ein Frühstück ins Caféhaus ein. Danach begleiten wir ihn zum Autobus, der ihn zum südlichen Flughafen für den Heimflug nach Wien bringt. Er und wir trösten uns damit, dass er uns mit seiner Freundin wieder einmal besuchen möchte.