Die Fahrt von Galapagos nach Fatu Hiva, Marquesas in französisch Polynesien ist sehr durchwachsen. Paul von der Mabuhay hat dafür zwei treffende Aussprüche gemacht: „Das ist ja wie Rodeo reiten“ und „jedes mal wenn das Segel schlägt, werfe ich im Geist 10 Rappen in die Sparbüchse (für die Segelreparatur)“. Die Wellen sind immer zu hoch für den Wind und oft auch nicht zum Wind passend. Wir fahren meist Schmetterling mit Wind von hinten und wenn die Wellen das Heck von Aroha weg drücken, kommt es häufig vor, dass der Wind von der falschen Seite ins Segel bläst. Kommt das Heck dann zurück und der Wind wieder auf die richtige Seite, schlägt das Segel mit einem Knall um. Dadurch wird das Segel auf Dauer geschwächt bis es reißt.

Dafür wird das Essen über Nacht direkt an Bord geliefert. Fliegende Fische und Kalamari liegen an Deck. Wenn sie Gefahr sehen, springen die Kalamari aus dem Wasser, die fliegenden Fische fliegen sogar mehrere dutzend Meter. Dummerweise sehen sie in der Nacht unser Boot nicht und landen eben auf unserem Deck. Oft hast a Pech.
Oder vielleicht eine Dorade? Kaum hängt die Angel drin, beißt schon einer an. Vor Überraschung kriegen wir ihn nicht schnell genug rein und weg ist er. Doch schon fällt der nächste rein und diesmal gewinnen wir. Es ist eine Dorade, blau mit gelben Flecken, etwa 70-80cm lang. Wir essen gleich mal Sashimi, köstlich, so frisch kriegt man es selten. Zu Mittag gibt es dann gebratene Filets. Schmatz!
Nach vier Tagen Fisch essen haben wir erst mal genug davon. Als wir es jedoch wieder versuchen, ist das Anglerglück passé. Wahrscheinlich ist das Meer zu unruhig. Einige Tage später beißt wieder einer an und verschwindet mitsamt dem Köder.

Zwei Tage vor unserer Ankunft in Fatu Hiva, bemerkt Eric, dass das Vorsegel sehr stark flattert und nur mehr halb oben hängt. Und das bei 25 Knoten Wind. Also darf Eric am Vorstag entlang hinauf und schauen, was sich machen lässt. Die Aussicht da oben ist phänomenal, Wasser, Wasser, Wasser und Wasser bis zum Horizont. Dafür ist der Actionanteil hoch, denn das Boot wird von den Wellen ordentlich hin- und hergeschaukelt, da kippt Eric schon über einen Meter in jede Richtung. Der Schäkel, mit dem das Segel am Genuafall (Seil, das das Vorsegel hinaufzieht) befestigt ist, hat sich geöffnet und ist ins Meer gefallen. Bei dem Gewackel probiert er erst gar nicht einen neuen einzuschäkeln, sondern befestigt eine Leine am Fall, damit wir es nach dem Bergen des Segels herunterziehen können. Jetzt darf ich auf die Achterbahn. Angeschnallt sitze ich vorne am Bug, der sich mehrere Meter hebt und dann wieder ins Wellental klatscht und ziehe die Genua herunter. Glücklicherweise bin ich zu sehr mit dem Segel beschäftigt, um Zeit zum Fürchten zu haben.
Etwa 10cm von der hinteren Segelkante entfernt hat das Vorsegel mehrere lange Risse, die wir mit Segelreparaturband notdürftig kleben. Unser Ersatzschäkel ist zu dick, also will Eric den unteren Schäkel für oben verwenden, doch der hängt offen am Segel. Innerhalb der letzten Stunde hat er sich ebenfalls wieder geöffnet. Glücklicherweise ist der Stift aber im Deckel des Ankerkastens stecken geblieben!
Schon während wir die Genua wieder hinauf ziehen, lösen sich Teile des Klebebandes ab und bleiben wie Lametta an Wanten und Seilen hängen. Ein solcherart geschmücktes Seil klebt sich beim Segelöffnen fest und rollt sich gegengleich ums Segel. Nach all der Mühe soll alles umsonst gewesen sein? Uns kommen von Enttäuschung und Erschöpfung nach neun Stunden harter Arbeit beinahe die Tränen. Nach einigen Versuchen unter anderem indem wir ein Messer hinaufziehen, schaffen wir es das Band zu durchtrennen und wir können endlich wieder mit beiden Segeln fahren.

Am letzten Morgen unserer Überfahrt legen wir ABBA auf und singen und tanzen voller Freude. Die Freude ist leider von kurzer Dauer, da unsere Radio Selbstmord begeht und wir befürchten sogar, dass es Amok gelaufen ist und einen Lautsprecher mit in den Tod gerissen hat. Wir freuen uns immer mehr anzukommen, denn mit jedem Tag geht etwas anderes kaputt. Die meisten Defekte sind zum Glück nur Kleinigkeiten, aber es schlägt sich auf unsere allgemeine Stimmung nieder.