Die Fahrt von Taboga nach Galapagos, verläuft sehr gemütlich. Guten Wind haben wir nur ab dem ersten Nachmittag bis zum übernächsten Morgen. Danach dümpeln wir bei 2-3 Windstärken in der intertropischen Konvergenzzone (Flautengebiet um den Äquator) dahin. Dafür gibt es aber auch keine unangenehmen Wellen, nur eine sanfte Dünung. So haben wir uns das immer vorgestellt. Essen, lesen, schlafen, bisschen schreiben. Wir benötigen beinahe zehn Tage für lediglich 873sm, was einen Schnitt von 3,6kn ausmacht.

In der letzten Nacht, bevor wir San Cristobal erreichen, müssen wir sogar bremsen, weil wir erst bei Tageslicht in die Bucht einlaufen wollen. Kurz vor der Einfahrt begrüßt uns eine ganze Delphinschule und tollt etwa zwanzig Minuten um unser Boot. Solltest Du schon genug Delphinphotos gesehen haben, dann warte mal auf die Unmenge an Seelöwenphotos.

Die Ankerbucht ist ziemlich voll und fest in deutschsprachiger Hand, genau genommen sogar in österreichischer!, denn die meistens Boote sind von da. Für so ein kleines Land wie Österreich ist das erstaunlich. Sobald wir geankert haben, kommt schon ein Agent mit einem Wassertaxi an und fragt, ob wir ihn als Agenten möchten. Tina vom TO-Stützpunkt hier in San Cristobal hat uns Bolivar empfohlen, denn man kann nur mit Agent einklarieren. Das sagen wir dem anderen Agenten, der uns sofort Bolivar schickt, der mit verschiedenen Beamten auf das Boot kommt. Sie nehmen die Daten auf und ein Gesundheitsbeamter inspiziert das Boot, ob irgendwelche Tiere, Obst oder Gemüse an Bord sind. Er schaut bei uns kurz in alle Räume und den Eiskasten, aber beanstandet nichts. Wir haben noch etwas Gemüse im Cockpit hängen, da will er nur, dass wir sie ins Boot hinein tun, weil es eigentlich nicht erlaubt ist, fremdes Obst und Gemüse zu haben. Das war alles. Die Amis in Panama waren ganz verrückt wegen Fumigation (Ausräuchern wegen Insekten) und haben das in Panama machen lassen. Aber uns haben sie nur gefragt, ob wir eine haben, nein, auch ok. Trotzdem ist alles sehr teuer und wir dürfen nur drei Wochen bleiben: 100 $ Agent, 2*100 $ Nationalparkgebühr, 125$ Capiteneria, 30$ Immigration, 30$ Schiffsinspektion, 15$ für die Ausreise im voraus und 10$ Spesen. Insgesamt 510$, glücklicherweise ist der $-Kurs einigermaßen ok.

Anschließend wir fahren mit Bolivar in einem Wassertaxi an Land. Das eigene Dinghi lässt man hier an Bord verstaut, wie uns befreundete Segler, die schon in San Cristobal waren, mitgeteilt haben, weil es sonst von den Seelöwen annektiert wird. Und hier gibt es jede menge Seelöwen. Sie liegen überall herum, am Kai, auf Parkbänken, in der Wasserrutsche, am Kinderspielplatz. Es ist total interessant ihnen zuzusehen, wie sie miteinander spielen oder sich aneinander kuscheln oder einfach übereinander hinweg laufen.

Am ersten Tag glauben wir noch, dass unsere Badeplattform zu eng für Seelöwen ist, denn einige haben erfolglos versucht, auf unser Boot zu kommen. Es wäre ja nett, wenn sie nicht alles dreckig machen und als Toilette benutzen würden. In der nächsten Nacht wache ich auf, weil ich unbekannte Geräusche von draußen vernehme. Ich schaue hinaus und auf unserer Cockpitbank sitzt ein riesiger Seelöwe, er ist über 1,60m lang, denn er belegt den gesamten Platz. Seelöwen haben Zähne, die an ein Hundegebiss erinnern und ich habe keine Ahnung, wie aggressiv sie sind, oder reagieren, wenn man sie vertreiben möchte. Aber hier bleiben kann er nicht. Ich wecke Eric und wir geben zunächst das etwa ½ m hohe Schiebeluk in den Türrahmen, denn unser Bett wollen wir nicht mit ihm teilen. Dann wedelt Eric mit der Hand und macht „tsch, tsch“, das beeindruckt das Monster aber ganz und gar nicht. Während ich noch den Photoapparat suche, klopft Eric neben dem Besucher an die Wand, da lässt dieser ein unzufriedenes Knurren hören und springt ins Wasser, bevor ich ihn photographieren kann. Wir spannen beim Eingang von der Badeplattform ein Seil, lassen aber das Schiebeluk zur Sicherheit drinnen.
Doch als wir mit dem Wassertaxi von einem Spaziergang zurück kommen und an Bord steigen, flüchtet wieder einer aus dem Cockpit und in der Nacht müssen wir auch wieder einen größeren vertreiben, aber erst nach der Photosession. Wie der unter den Seilen durchkam, haben wir keine Ahnung. Wir errichten zusätzlich Fender als Barrikade. Jetzt liegt nur mehr einer unten auf der Badeplattform, der stört uns nicht, das gefällt uns sogar. Mit der Zeit gewöhnt er sich auch an uns und wir können ganz in seiner Nähe etwas machen oder duschen, ohne dass er flüchtet. Wir überlegen schon, ob wir ihn mitnehmen. Er wäre ja ein gutes Bordtier, er besorgt sich sein Essen selbst, faucht, wenn wer Fremder kommt, zwischendurch geht er wieder ins Wasser, um sich abzukühlen oder zu erleichtern und schwupps ist er wieder oben.

Wir freuen uns auch sehr, dass es hier so viele deutschsprachige Segler gibt, einige haben wir ja schon in Panama oder früher kennengelernt, deshalb haben wir meistens Gesellschaft. Am Sonntag spazieren wir mit Antje und Holger von der Freyja sowie Doris und Andi von der Andori zum Strand von Loberia und laufen über die Felsen. Auch hier liegen Seelöwen, aber auf den schwarzen Felsen als Suchbild sitzen auch die schwarzen Galapagos-Meeresechsen. Ähnlich wie andere Leguane nur größer und fast ganz schwarz, mit einem Streifen Stacheln am Rücken. Wie die meisten Tiere auf Galapagos kann man relativ nahe heran kommen, bevor sie davonlaufen.

Eines Morgens haben wir ein ungebetenen Frühstücksgast. Wir lassen ihn zunächst hinten liegen. Doch kaum sehen wir weg, versucht er weiter ins Cockpit vorzudringen. Wir verscheuchen ihn, er legt sich wieder hin und probiert es erneut. Anscheinend findet er keine gemütliche Schlafposition. Nach etlichen weiteren Versuchen, beschmutzt er den Sitz, da wird er endgültig rausgeschmissen. Schluss mit lustig! Währenddessen ist unser Seelöwe brav auf der untersten Stufe gelegen. Wir verstärken nochmals die Barrikade, damit nur mehr er, der noch kleiner ist, weiter Zutritt hat.

Am nächsten Tag besuchen wir das Interpretation Center, in dem die Geschichte und die Besonderheiten von Galapagos erklärt werden. Von dort führt ein gemütlicher Weg einen Hügel hinauf, von dem man eine gute Aussicht hat. Unterhalb liegt die Tijeretas-Bucht, Tijeretas heißen die Binden-Fregattvögel auf spanisch. Hier schnorcheln wir und Eric schwimmt mit einem Seelöwen, der richtig mit ihm spielt. Erst als dieser zum Spaß zubeißen will, wie sie das untereinander häufig machen, hat Eric genug. Vorbei an der Darwin-Statue aus Plastik, kehren wir in den Ort zurück.
Puerto Moreno ist ein kleiner familiärer Ort. Es gibt zwei größere und einige kleinere Supermärkte, mehrere Bäcker, Fleischer und einen Markt. Wäschereien, Eisenwarenläden, Souvernirshops und Ausflugsagenturen vervollständigen das Angebot. Restaurants bieten billige Mittagsmenüs, für 3 US-$ bekommen wir eine gute Suppe, Fleisch oder Gemüse mit Reis und Salat sowie einen frisch gepressten Fruchtsaft. Es gefällt uns außerordentlich gut hier.

Am 6. Juni um 7 Uhr früh startet unsere viertägige Galapagos-Rundfahrt. Am Kai wird das gesamte Gepäck durchsucht. Es ist verboten Obst oder Gemüse auf andere Inseln mitzunehmen. Die Suche ist aber nur sehr oberflächlich, einige Früchte finden sie gar nicht und die, die sie finden, werden als Reiseproviant deklariert und dürfen auch mit. Unsere Gruppe besteht aus fünfzehn Personen. Antje und Holger von der Freyja (DE), Marie-Therese und Paul von der Mabuhay (CH), Walter von der Double Moon (DE), Doerte und Frank von der Elan (DE), ein australisches Seglerpaar mit erwachsenem Sohn und drei Frauen aus England, Norwegen und Kanada, die einige Wochen karitativ für die Nationalparkbehörde gearbeitet haben.
Mit dem Schnellboot, drei Außenborder mit je 200 PS!!, rasen wir zur Isla Santa Maria, auch Floreana genannt. Die etwa zweistündige Fahrt ist eine Qual für den Rücken, weil das Boot von den Wellen hochgehoben wird und danach ins Wasser kracht. Wir Segler sind uns einig, lieber langsamer dafür gemütlicher.
Kurz vor der Insel halten wir bei einem vorgelagerten Felsen, der Isla Enderby. Vom Boot aus können wir hier unsere ersten Blaufußtölpel und die Binden-Fregattvögel bewundern. Ein Fregattvogel bläst sogar seinen roten Kehlsack balzender weise für uns auf.
Vor Floreana schnorcheln wir eine Runde mit einer Wasserschildkröte und einem Pinguin. Auf der Inseln werden wir in einem Kleinlkw, dessen Ladefläche zu Sitzbänken umfunktioniert wurde, kutschiert. Da werden wir wieder ordentlich durch gerüttelt. Dr. Walter, unser Mediziner, meint tröstend, da renkt sich wieder ein, was im Boot ausgerenkt wurde. Zuerst geht es zu den Riesenlandschildkröten, die leider in früheren Zeiten von Seglern, Piraten und Einheimischen als gute Nahrungsquelle auserkoren und beinahe ausgerottet wurden. Heutzutage werden sie in Zuchtstationen aufgezogen, bis ihr Panzer hart genug ist, dass sie von den vielen von den Zuwanderern eingeschleppten Feinden nicht mehr verletzt oder getötet werden können.Auf dem Spaziergang zu den freilebenden Schildkröte gehen wir bei den natürlichen Lavamauern vorbei, die in längst vergangenen Zeiten den Piraten als sehr beliebter Unterschlupf dienten.
Danach düsen wir mit dem Schnellboot zur Isla Isabella. Wir checken in ein gemütliches Hotel ein und spazieren durch den kleinen Ort zum Strand. Hier versuchen Kinder mit einem kleinen Seelöwen zu schwimmen, dem das aber nicht gefällt. Er wird aber immer wieder von der Strömung hin- und hergerissen und hat Schwierigkeiten zu entkommen.Auch wir können unserer Müdigkeit kaum entkommen. Das köstliche Abendessen gibtuns den Rest und wir fallen bereits um 21 Uhr erschöpft ins Bett.

Frühstück gibt es bereits im Morgengrauen, denn die Wanderung zum „Volcano Chico“, dem kleinen Vulkan ist lang: 8km in jede Richtung. Der gatschige Weg führt an einem großen Vulkankrater entlang, der jedoch im Nebel versteckt bleibt. Weiter oben kommt glücklicherweise die Sonne heraus und wir haben eine gute Sicht auf die unterschiedlichen Lavaformationen. Edison, unser Führer, erklärt uns, dass es die Aa-Lava gibt, das ist zähflüssige Lava, die scharfkantig erstarrt ist. Der Name stammt aus Hawai. Er erzählt uns, es wäre, weil man immer a a schreit, wenn man darüber geht. Pahoehoe heißt die glatte Form aus heißer, gasarmer Lava. Je nach Mineralgehalt schimmert es in den verschiedensten Farben.
Nach dieser anstrengenden Wanderung wird es höchste Zeit sich in einem wunderschönen Garten zu stärken. Das Mittagessen schmeckt fantastisch, fällt aber viel zu kurz aus, den wir müssen unser Programm einhalten. Daher geht es gleich mit zwei Wassertaxis zur kleinen Insel Tintoretta weiter, wo wir Pinguine und Blaufußtölpel bewundern können. Zur Paarungszeit wird das Blau der Füße noch intensiver und zum Balzen heben sie die Beinchen und zeigen ihre Fußsohlen, um das begehrte Weibchen mit dem Blau zu betören.

Sonntag Morgen besuchen wir die „Wand der Tränen“. Hier mussten Strafgefangene zur Beschäftigung Steine zu einer sinnlosen Mauer aufschichten. Viele wurden von herabfallenden Steinen erschlagen, erlagen der Hitze oder starben an Tropenkrankheiten. Bewacht wurden sie von sadistischen, Peitschen schwingenden Wächtern. Die Wand erhielt ihren Namen vom Spruch: „Hier weinen die Starken und die Schwachen sterben“. Erst als einige Gefangene mit einem Schiff flüchten und auf die grausame Behandlung aufmerksam machen konnten, wurde das Lager geschlossen.
Danach fahren wir zu einer Aufzuchtstation für Riesenlandschildkröten. Hier gibt es alle Altersstufen von Baby bis Erwachsen. Auch bei der Paarung müssen sie sich zusehen lassen. Bei diesen Schildkröten gibt es weder Balzen noch Emanzipation, das Weibchen wird erst gar nicht gefragt. Wenn es nicht schnell genug flüchten kann,...
Wir verabschieden uns von den Pinguinen und erreichen mittags die Insel Santa Cruz. Hierher fahren die meisten Segler, weil sie zentral liegt und die besten Einkaufsmöglichkeiten hat. Bei der Ankunft sehen wir die Segelboote im hier üblichen Schwell rollen. Puerto Ayora empfinden wir als ausgesprochen hässliche Stadt. Auch Seelöwen gibt es nur vereinzelt.
Wir stärken uns beim mittäglichen Barbecue bevor wir eine Farm mit wildlebenden Riesenlandschildkröten, einen Lavatunnel und Zwillingsvulkankrater besuchen. Zurück in Puerto Ayora müssen wir uns sputen, damit wir vor dem Zusperren die Charles Darwin Station erreichen. Hier lebt der berühmte „Lonesome George“ eine etwa 100-jährige Riesenlandschildkröte. Er ist das letzte gefundene Exemplar der Insel Pinta, eine eigene Untergattung. Leider paaren sich diese Tiere nur innerhalb einer Untergattung, deshalb heißt er der Einsame, obwohl er zwei Weibchen als Gesellschaft hat. Verschiedene Versuche, ihn mit nahe verwandten Weibchen zu paaren, blieben leider erfolglos. Wie man am Photo erkennt, sieht er wirklich nicht sehr glücklich aus.

Der Vormittag beginnt mit einer langen Wanderung zu einem schönen weißen Sandstrand. Einige bleiben hier, Antje, Holger, Eric und ich kehren in die Stadt zurück. Deshalb versäumen wir, wie Paul, der immer behauptet, dass Haie ungefährlich sind, von einem Hai in den Zeh gebissen wird. Der Hai war erschrocken, als Paul am Meeresrand beinahe auf ihn drauf getreten wäre. Da würde ich auch zubeißen.
Wir besichtigen inzwischen die Stadt, trinken Kaffee und kaufen T-Shirts mit Blaufußtölpelmotiv. Nach dem Mittagsessen „reiten“ wir zurück nach San Cristobal, wo wir an einem Strand nochmals schnorcheln. Ich sehe nur bunte Fische, Eric auch kleine Haie und einen Seelöwen. Plötzlich gibt es große Aufregung, die Engländerin und die Australierin sind vom Seelöwen gebissen worden. Glücklicherweise ist der Schreck größer als die Kratzer. Walter verarztet sie sofort mit Teebaumöl und gegen Abend sind wir wieder zurück auf Aroha bei unserem nicht bissigen Seelöwen.

Die nächsten Tage brauchen wir zur Erholung von der anstrengenden aber sehr lohnenden Tour. Eric betreut die verschiedensten Computer, ich suche die Photos für die nächsten Artikel. Diesel und Wasser müssen gebunkert werden. Diesel ist besonders kompliziert, denn Ausländer müssen etwa den 4-fachen Preis bezahlen. Zuerst muss man sich über den Agenten von der Capiteneria für die gewünschte Menge ein Genehmigung holen. Mit dieser fährt man mit den Kanistern im Taxi zur Tankstelle, zurück zum Pier und mit dem Wassertaxi zum Boot.
Am Samstagsmarkt kaufen wir frisches Obst und Gemüse, Rindfleisch beim Fleischer und Joghurt beim Greißler. Jetzt muss nur noch das Boot geputzt werden, dann ist alles für die große Überfahrt bereit.
Da vor so einer Fahrt die Entspannung auch ein wichtiger Faktor ist, besuchen wir am Dienstag nochmals das Interpretation Center und die Bucht von Tijeretas, um den Seelöwen Adieu zu sagen.

Mittwoch legen mit Freyja und Mabuhay die letzten beiden Boote unserer Runde ab. Wir bleiben noch einen Tag, wir wollen einfach nicht weg. Aber die drei Wochen sind um. Wir verabschieden uns noch in Ruhe und photographierend von jedem einzelnen Seelöwen, damit auch du nicht zu kurz kommt. Wie schon erwähnt, liegen sie wirklich überall herum sogar auf der Straße und auch der Spielplatz scheint ihnen zu gehören. Wir fragen uns noch wo die Kinder wohl spielen, als wir ein seltsames metallisches Trommeln hören. Da werden die Seelöwen unruhig und sie beginnen sich langsam Richtung Strand zurückzuziehen. Wir sind noch etwas ratlos als wir zwei Kinder von der Metallrutsche zu einem erhöhten Spielhäuschen huschen sehen. Von da oben beginnen sie zu zischen und wie auf Kommando flüchten alle Seelöwen sogar die Größten auf den Strand. Der Spielplatz gehört wieder ganz allein den Kindern!