Zurück in Denia starten Gaby und Thomas wieder das bewährte TO-Betreuungsprogramm. Auch ein Feuerwerk fehlt nicht. Und trotz eines Muskelrisses im Oberschenkel begleitet mich Gaby drei Tage lang beim Einkaufen. Sogar auf den Markt, obwohl ich beim letzten mal am Gemüsestand 10 Minuten zum Aussuchen dreier Zwiebel benötigte. Trotzdem erbleicht sie, als ich sage, dass ich 4 Kilo Babykartoffeln kaufen werde und sie versucht hochzurechnen, wie lange ich dafür brauchen werde. Zu ihrer Erleichterung lasse ich den Händler auswählen. Währenddessen üben Eric und Thomas das Segeln mit dem neuen Parasail, das ist ein spezieller Spinnaker und besorgen, was am Boot noch fehlt. An einem Abend fahren wir zu einer Quelle, die heilende Kräfte haben soll und am letzten Abend besuchen wir noch ein Rockcafé, in dem eine Gruppe live uralte Rockhits spielt. Wir können jeden Song mitsingen und haben riesigen Spaß. Zum Abschied schenken sie uns noch ein Kochbuch: „Der Koch ist Kapitän“ mit Rezepten und Anekdoten, die die Autoren während ihrer Weltumseglung gesammelt haben. Damit es bei uns nicht immer nur Nudeln mit Tomatensauce gibt.

Sonntag, den 6. September geht es dann los. Der Zeitplan ist relativ eng, da wir am 14. September in Malaga Walter an Bord nehmen wollen, der gemeinsam mit uns die Überfahrt auf die Kanaren machen möchte. Zunächst geht es nach Moraira, wo wir ja schon im Juli geankert hatten. Dienstag um 1 Uhr früh segeln wir weiter nach Mar Menor. Gegen 15 Uhr erreichen wir den Einfahrtkanal, doch eine Hebebrücke versperrt uns die Zufahrt. Über den angegebenen Funkkanal versuchen wir zu erfahren, wann die Brücke hochgeht, doch wie wir schon bei anderen Gelegenheiten erfahren mussten, antworten die Spanier über Funk oft nicht, wenn man englisch spricht.
Um 18 Uhr können wir dann endlich unter der Brücke durch ins Mar Menor fahren, wo wir zwei Nächte ankern.
Die Weiterfahrt in die Bucht von Almeria verläuft gemütlich. Wir versuchen zum ersten mal unseren Parasail zu setzen. Doch der Wind ist dafür zu stark und wir haben große Mühe, das riesige Segel wieder einzuholen. Ich laufe hinten zwischen den Winschen hin- und her, während Eric die letzten Quadratmeter in den Bergeschlauch stecken möchte, doch die Wellen schaukeln das Boot so stark von einer Seite auf die andere, dass er nur eine Hand frei hat, weil er die zweite zum Festhalten benötigt. Ich muss also auch nach vorne und gemeinsam gelingt es uns, das widerstrebende Tuch wegzuräumen. Nachdem der Wind jedoch nachlässt, probieren wir es nochmals und diesmal gelingt es uns auch, wie es die Fotos beweisen.
Zu Sonnenuntergang umrunden wir das Cabo de Gata, das südöstlichste Cap von Spanien, und ankern gleich danach am Beginn der Bucht von Almeria.
Nach einem Tag Pause kreuzen wir bei starkem Gegenwind die spanische Südküste entlang. Bis zur Höhe von Granada ist die Küstenregion ausgesprochen hässlich und trist. Es sieht aus wie verschneite Felder, in Wirklichkeit jedoch ein Glashaus nach dem anderen und dazwischen Sozialsilos für die Arbeiter.
Am Sonntag ruft dann Walter an, um uns mitzuteilen, dass er erst später kommen kann, da die Mutter seiner Freundin verstorben ist und er noch am Begräbnis teilnehmen möchte. Wir verabreden daher, dass er am 29. September nach Faro Portugal fliegt und wir dann von Villamoura aus die Überfahrt starten.
Das war sogar günstig, denn der sehr starke Gegenwind bleibt uns noch eine Woche erhalten und unter diesen Bedingungen wäre die Durchfahrt durch die Straße von Gibraltar äußerst ungemütlich geworden, da sich sehr kurze steile Wellen aufbauen, wenn der Wind gegen die Strömung weht. Wir wollen aber in dem Zeitraum durchsegeln, wenn die Strömung aus dem Mittelmeer in den Atlantik geht.
Da wir jetzt genug Zeit haben, können wir gemütlich bis Gibraltar kreuzen und zwischendurch immer wieder Pause machen, um uns auszuruhen und frische Lebensmittel einzukaufen. Zum Baden ist es uns inzwischen zu kalt, da auch hier der Herbst allmählich Einzug hält und als wir einmal eine Landleine anbringen müssen, zieht Eric dafür seinen Tauchanzug an. Nach Granada wird die Gegend dann immer touristischer, anstelle der Sozialsilos gibt es riesige Apartmenthäuser und Hotelkomplexe.

Sonntag Nachmittag am 20. September nähern wir uns Gibraltar. Da der Wind total einschläft holen wir die Segel herunter und fahren unter Motor weiter. Doch nur wenige Meilen vor dem Felsen von Gibraltar setzt der Wind plötzlich wieder ein und weht mit 25 Knoten. Dazwischen gibt es Böen bis zu 35 Knoten. Innerhalb kurzer Zeit bauen sich kurze sehr steile Wellen auf und wir müssen sogar unter Motor kreuzen, da unser Bug sonst pausenlos in die Wellen kracht. Es dauert ewig bis wir endlich den Felsen umrunden und in die Bucht von Algeciras einfahren können. Wir ankern auf der spanischen Seite in einem Vorhafen und besuchen am nächsten Tag Gibraltar zu Fuß. Wir fahren mit der Gondelbahn auf den berühmten Affenfelsen und beobachten die Affen und ins besondere die Affenbabys. Die Aussicht auf die Straße von Gibraltar und die Küste von Afrika ist atemberaubend.

Am nächsten Tag warten wir den Zeitpunkt ab, ab dem Strömung laut Handbuch aus dem Mittelmeer Richtung Atlantik fließen soll. Doch zu unserem großen Erstaunen haben wir eine Gegenströmung von 2,5 Knoten, die zwar langsam abnimmt aber erst nach gut 3 Stunden in unsere Richtung geht. Den Grund dafür wissen wir bis heute nicht. Aber wenigstens der Wind weht wie gewünscht und angesagt von hinten, nur geringe Wellen und so kommen wir trotzdem gut voran. Wir segeln bis Tarifa, wo wir am späten Nachmittag noch die Altstadt besichtigen und einkaufen. Bei der Rückfahrt müssen wir uns beeilen, das Dinghi ins Wasser zu lassen, da heftige Wellen anrollen. Trotzdem werden wir von der dritten Welle regelrecht geduscht und waren von Kopf bis Fuß nass. Nur danach kam erstaunlicherweise keine einzige Welle mehr. Die Einheimischen haben sich wahrscheinlich krumm gelacht.
Mit einigen Stopps aber ohne Zwischenfälle segeln wir bis zur spanisch-portugiesischen Grenze. Das einzig ärgerliche war, dass in Landnähe so viele Fischernetze ausgebracht sind, dass wir dazwischen regelrecht Slalom fahren müssen. Die erste Nacht ankern wir im Grenzfluss, danach fahren wir in den Hafen von Vila Real San Antonio zum Einklarieren, so nennt man die Einreiseformalitäten auf See. Im Internet haben wir nämlich gelesen, dass die Portugiesen da sehr happig darauf sind und es eine unheimlich lange Prozedur wäre. Bevor wir von Frankreich nach Spanien gefahren sind, hatten wir uns erkundigt, ob wir da ein- und ausklarieren müssen und man hat uns gesagt, dass das nicht notwendig ist. Wir schreiben noch schnell eine Crewliste und Eric marschiert damit inklusive Pässen und den Bootspapieren in die Capitenerie (Hafenmeisterei), da wir uns nicht mehr erinnern können, in welcher Reihenfolge Hafenmeisterei, Zoll und Fremdenpolizei besucht werden müssen. Doch erstaunlicherweise genügt es, ein Formular in der Capitenerie auszufüllen und Pässe und Bootspapiere vorzuweisen. Auch dass wir in Spanien nicht ausklariert haben, interessiert keinen Menschen. Wir beschließen eine Nacht in diesem Hafen zu verbringen und die beiden Grenzorte zu besichtigen. Mit der Fähre fahren wir zurück nach Ayamonte (Spanien), wo wir am Abend davor mit dem Dinghi nicht anlanden konnten. Es gibt eine sehr hübsche Altstadt nur sind leider am Sonntag alle Geschäfte zu und daher nur wenige Leute auf der Straße, wodurch das ganze etwas leblos wirkt. Zurück in Portugal spazieren wir durch Vila Real. Diese Stadt sieht jedoch so aus als wäre sie auf dem Reißbrett geplant worden und gefällt uns nicht.
Am nächsten Tag segeln wir weiter nach Culatra, wo wir nur übernachten. Dann wird es höchste Zeit den Hafen von Vilamoura zu erreichen, wo einige Stunden später Walter unser Mitsegler eintrifft. Vilamoura ist ein reiner Touristenort mit vielen Restaurants und Geschäften, nur das Angebot in den Supermärkten ist katastrophal, erst im dritten und letzten Supermarkt, den Walter erst am nächsten Tag gefunden hat, kann man auch Fleisch kaufen, aber zumindest gibt es im Hafen eine Waschmaschine und wir haben endlich wieder etwas sauberes zum Anziehen.